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Dieses Thema hat 24 Antworten
und wurde 1.244 mal aufgerufen
 Gesellschaftsthemen
Seiten 1 | 2
Sound_of_Silence Offline

Landrat/in

Beiträge: 98

22.09.2005 17:49
#16 RE: Der Wähler - Das unbekannte Wesen ?!?! Antworten
Die politische Landschaft in der Bundesrepublik hat sich in den letzten Jahren und wird sich in den kommenden Jahren grundlegend ändern. Der Dominanz der großen Volksparteien schwindet. Die Gründe nach meiner Meinung sind:

- Wegfall des Ost-West-Konflikts, die, die Politik nach dem zweiten Weltkrieg polarisiert hat. Ideologien und Dogmen spielen in der Innenpolitik kaum noch eine Rolle. Anstelle von Ideologien ist Pragmatismus getreten
- Neues Umweltbewusstsein
- Die deutsche Wiedervereinigung. Die Deutschen im Osten haben weniger Berührungsängste mit den Linken Parteien – überrachend, oder neues Bewusstsein ?-
- Die Globalisierung der Weltmärkte hat den Spielraum der Politik und damit den Spielraum der Parteien stark eingeschränkt. Die Politik wird zunehmend zum Verwalter. In der USA spricht man von Adminstration

Der Wähler hat es gesehen und erkannt, deshalb wählt er heute je nach Lage -Fall zu Fall – Das ist z.B. die Situation in Frankreich seit langer Zeit.

Ich denke, dieser Trend wird sich in Deutschland noch fortsetzen. Ob das schlecht ist für das Land vermag ich zu bezweifeln?

Einstein Offline

Ministerpräsident/in


Beiträge: 143

22.09.2005 22:35
#17 Entwurzelung? Antworten

Das ist eine interessante These!

Ich könnte mir allerdings auch vorstellen, dass die Bevölkerung gelangweilt ist und das Interesse an der Politik verloren geht. Es gibt seit 1990 keine Gefahr mehr direkt vor der Haustür, der "böse Feind im Osten" ist in die Gesellschaft -zumindest formal- aufgenommen worden (=keine Bedrohung mehr). Auf jeden Fall ist die Bedrohung weiter weg gezogen, richtung Irak etc.
Die Menschen werden immer träger, und wenn es nicht um das eigene Leben geht, muss man sich auch nicht sonderlich anstrengen, informiert zu bleiben. Der einzige Anhaltspunkt, der als grobes Raster im Wahlkampf für die Öffentlichkeit herausgezogen worden ist, ist die Frage 'nach/um' den/m Luxus. -Die wichtigste Frage des Wählers war/ist, wie gehen die Parteien auf meine prsöhnliche Geldfrage ein. Die Medien haben für ein regelrechts Chaos gesorgt, dass schlussendlich keiner, der nur oberflächlich informiert gewesen ist, wusste, wo das sinnvollste Kreuzchen zu machen ist...

Die Folge ist jetzt , dass keiner mehr weis, wie es weiter geht und in unserer Gesellschaft kommt ein Gefühl der Entwurzelung auf......
_______________________________________________
Manchmal ist eine Zigarette nur eine Zigarette

[Albert Einstein]

Sound_of_Silence Offline

Landrat/in

Beiträge: 98

22.09.2005 23:15
#18 RE: Entwurzelung? Antworten

Sicher, dazu kommt der sich verbreitende Egoismus und der zunnehmender Mangel an Gemeinschaftssinn.

Vieles wird heute über den Geldbeutel reguliert. Wir werden in der Zukunft immer kürzere Zyklen von Aufschwung und Depression erleben, die unsere Leben, Arbeitswelt und Wohlstand beeinflussen werden. Deshalb wird das Wählerverhalten schwer vorhersehbar. Der Wähler wird vom Fall zu Fall schauen wer das beste für ihn "herausholen" kann und entsprechend entscheiden.
SOUND_OF_SILENCE

Lord Nikon Offline

Bundespräsident/in


Beiträge: 489

30.09.2005 16:53
#19 RE: Entwurzelung? Antworten


Richtig! In Deutschland fehlt das "Wir-Gefühl" die anstehende Probleme werden nicht als gemeinsame Schwierigkeit erfasst. Ich hab eher das Gefühl wir befinden uns auf dem Schiff "Deutschland", welches in einem Sturm geraten ist und jeder kämpft nur um sein eigenes Überleben anstatt das Schiff gemeinsam vor dem Untergang zu retten.
Ich denke wir sollten mal anfangen die Bedeutung, die wir als Volk in notwendigen Veräderungsprozessen haben, zu überdenken. Sind wir, wirklich bereit für Reformen? Natürlich, alle sind sich einig, dass Reformen dringend notwendig sind. Aber wenn man Fragen würde: "Wie sollen diese Reformen aussehen?", dann wäre ganz schnell Schluss mit der Einigkeit. Das was die Mehrheit des Volkes unter Reformen versteht entspricht nicht so ganz dem was die Politik als Reformen ansieht. Wir sollten auch mal die Frage stellen was man eigentlich unter "sozial" versteht (ich habe den Begriff deshalb immer in Anführungszeichen gesetzt, weil jeder etwas anderes darunter versteht)? Unionspolitiker hat man in letzter Zeit immer wieder sagen gehört: "sozial ist was Arbeit schafft". Ist das denn wirklich so? (Ich persönlich meine JA, oder besser gesagt sozial ist was zum Wachstum des BIP beiträgt *klingt aber nicht so schön*)Wie sozial ist eigentlich das Volk untereinander? Ist der Sozialstaat Luxus oder Selbstverständlichkeit? Ist es "sozial" ein Sicherungsnetz solange zu belasten bis es reist, oder sollte man das "Netz" vielleicht etwas vorsichtiger nutzen um es dafür umso länger zu erhalten? Das sind Kernfragen die in der Öffentlichkeit diskutiert werden müssen! Aber wir können nicht "diskutiert werden" (die Verwendung des grammatikalischen Passiv ist zumindest hier mal kein Schreibfehler, sondern gewollt), wir müssen selber diskutieren. Und wenn diese Diskussion sachlich ohne irgendwelche ideologischen Hintergründe geführt wird, kann man nur zu einem Schluss kommen: Der Sozialstaat (so wie wir in kennen) ist mit herkömmlichen Mitteln nicht mehr finanzierbar, und deshalb müssen wir, das Deutsche Volk, mit allen Teilen der Gesellschaft (Arbeitgeber, Arbeitnehmer, Gewerkschaften und die Politik) versuchen neue Konzepte und bezahlbare Lösungen zu finden.
Aber es scheint, dass das Volk diese Offensichtlichkeit nicht wahr haben will! Es verwehrt sich dagegen und gibt dem Staat und "Denn da Oben" die Schuld an allem. Und mit dieser einseitigen Schuldzuweisung gibt es freiwillig (aber anscheinend ohne größere Gewissenbisse) jede Legitimation für mehr Mitbestimmung auf. Auf der einen Seite will das Volk mehr politische Rechte (ich sag nur: Volksabstimmung zur EU-Verfassung), aber auf der anderen Seite lehnt ein Großteil des selben Volkes jede Verantwortung, am Umgestaltungsprozess in Deutschland, ab. Das Volk will mehr entscheiden - und die Wahlbeteiligungen sind erschreckend gering. Das Volk will mehr politische Transparenz und Aufklärung über politische Sachverhalte - und zur politischen Bildung werden die Überschriften der "Bild" herangezogen. Das Volk will von der Politik mitgenommen und eingebunden werden - warum geht das Volk nicht selbst los und bindet die Politik mit ein? Das Volk will nicht reformieren aber es fordert das reformiert wird, wenn das ganze dann schief geht, steht wenigstens schon der Schuldige fest. Ich weiß das diese Fragen und Behauptungen mehr als provokant sind.
Diese Fragen führen gleichzeitig zu einer weiteren. Was ist jeder Einzelne bereit für seinen Staat zu tun? Für viele ist der Staat einfach nur "der an den ich so viel Steuern zahlen muss und der mit meinen Geld macht was er will". Wir Deutschen haben ein ziemlich gestörtes Verhältnis zu unserem Staat, ja zu unserem Vaterland. Das Verhältnis ist fast schon feindlich - der Steuerzahler gegen den Staat, das ist die politische Grundstimmung. Die Erneuerung der Sozialsysteme wird nicht als gemeinsame nationale Aufgabe angesehen, sondern als Ergebnis dieser Auseinandersetzung. Tatsächlich findet ein kleinliches und fast schon peinliches Hickhack um Fragen statt, deren Antworten schon seit 20 Jahren offensichtlich sind. Es ist ein Kampf bei dem es keinen Sieger sondern nur einen Verlierer geben wird: Die deutsche Nation. Dieser Kampf findet jeden Tag statt und bringt Deutschland kein Stück weiter. "Rot-Grün" gegen "Schwarz-Gelb", Gewerkschaften gegen Arbeitgeber, das Volk gegen seinen eigenen Staat. Gegen diesen Missstand gibt es nur ein "Mittel", aber das steht spätestens seit 1945 auf der "Liste der verbotenen Gesinnungen": Patriotismus oder wenigstens ein Nationalgefühl. Alle Länder Europas haben dieses Mittel und waren deshalb in der Lage, mit allen Teilen der Gesellschaft auf die Lösung der Probleme hinzuarbeiten (siehe Skandinavien), oder wenigstens sind sie dabei. Und nun schaut euch Deutschland 2005 an! Von einem gesunden Nationalstolz keine Spur. Die Gründe sind wie so oft in der Geschichte zu suchen.

Die Deutsche Geschichte (und damit meine ich nicht nur die letzten 75 Jahre) lies die Entstehung eines "gesunden" Nationalstolzes nie zu. Die Deutschen haben nie zu einem ausgewogen Nationalgefühl gefunden. Entweder war es extremer Nationalismus und Militarismus (wie im „Kaiserreich“ und während der NS-Diktatur – man sollte hier auch bedenken das dies beide male zum Weltkrieg führte) oder sie lehnten den Staat in dem sie lebten ab(„Weimarer Republik“, „Deutscher Bund“)
Der Staat war immer etwas was von oben herab, auf die Menschen „gedrückt“ wurde.
Das deutsche Volk hat sich nicht seinen eigenen Staat errichtet wie es etwa sie Franzosen oder die Engländer taten. In Geschichtsbüchern ließt man dazu immer wieder vom „Deutschen Sonderweg“
Als wir dann 1945 zum ersten mal die Möglichkeit hatte einen ausgeglichene „Nationalstolz“ zu entwickeln wurde die Chance nicht genutzt. Zum einen wurde das „Vaterland“ geteilt zum anderen war es plötzlich unmoralisch „Deutscher“ zu sein. Es war „politisch korrekt“ wenn man sich als Weltbürger betrachtete, die „Deutschen“ waren auf einmal andere, die Bösen, die welche in Nürnberg auf der Anklagebank saßen – die Nazis eben, und Nazi wollte 1945 plötzlich keiner mehr sein. Diese Grundstimmung machte sich breit. Die „Entnazifizierung“ bewirkte, dass sich das Volk völlig von seiner Geschichte und damit von seinen Wurzeln und seiner Identität löste. 1989/1990 haben wir die zweite Chance (die einen die Geschichte nur sehr selten zugesteht) wieder nicht genutzt. Statt eine wirklichen Wiedervereinigung und der Gründung eines neuen Deutschen Staates (mit einer richtigen Verfassung –dafür war ja das GG ursprünglich auch ausgelegt) wurden die neuen Bundesländer einfach der BRD angeschlossen.
Die Deutschen hatten nie das Gefühl: „Das ist unser Staat den wir geschaffen haben und hinter dem wir stehen“ Volk uns Staat sind sich einander immer fremd geblieben!
Das Volk musste sich jedenfalls nie verantwortlich für seinen Staat fühlen, nach dem Motto: "Staat, das ist Sache der Politik". Deshalb fällt es uns auch so schwer uns mit unserer Nation und unserer Geschichte zu identifizieren. Wir sind deshalb auch nicht in der Lage die aktuellen Probleme gemeinsam mit Staat und Politik zu lösen und darum ist es egal welche Partei an der Macht ist, solange das Volk nicht will wird es auch keine "richtigen" Reformen geben. Die Folgen werden wir dann schon bald zu spüren bekommen. Und leider gibt es immer noch irgendwelche Linkspopulisten die den Fehleinschätzungen des Volkes neue Nahrung geben...



Liebe Bürgerinnen und Bürger, ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.


Sound_of_Silence Offline

Landrat/in

Beiträge: 98

01.10.2005 12:12
#20 RE: Entwurzelung? Antworten
@ Einstein Das ist eine interessante These!


Das bestätigt meine Meinung:
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Adieu, Volkspartei!
Harald Neuber 01.10.2005

Eine große Koalition wird den Wandel der bisherigen Parteienlandschaft noch beschleunigen
Am 18. September um 18.01 Uhr war das Schicksal beziegelt. Angesichts der historischen Einbrüche bei CDU und SPD blieb nur die Option einer großen Koalition. Doch der Weg dahin ist mühsam. Wenn die CDU-Spitze in diesen Tagen von einem "Sondierungsgespräch" mit der SPD zum nächsten eilt, wird mancher Christdemokrat wohl wehmütig an bessere Zeiten denken. An 1957 etwa, dem Jahr, in dem Konrad Adenauer der Union eine absolute Mehrheit in Bundestag sicherte – das erste und bislang einzige Mal. Diese Zeiten sind vorbei, soviel ist sicher. Doch kein Abschied auf der Welt fällt schwerer als der Abschied von der Macht, wie der französische Außenminister Charles Maurice de Talleyrand schon im 19. Jahrhundert treffend bemerkte.


http://www.heise.de/tp/r4/artikel/21/21052/1.html

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SOUND_OF_SILENCE

Franscesca Offline

Guter Gemeindevertreter/in

Beiträge: 42

01.10.2005 13:50
#21 RE: Entwurzelung? Antworten

Ich muss in der Politik mitmischen

Angeber!

Lord Nikon Offline

Bundespräsident/in


Beiträge: 489

08.10.2005 14:14
#22 RE: Der Wähler - Das unbekannte Wesen ?!?! Antworten
Naja ist eher eine gewagte These. Ich glaube eher der Wähler hatte Angst vor der angeblichen "sozialen Kälte" der Union. Die SPD hat jedenfalls versuch den Wählern die tollkühnsten Märchen über die Konzepte der Union weiß zu machen...("sozialer Kahlschlag...", "der Pförtner würde die selben Beiträge wie der Minister zahlen..." "Kirchhof bedeutet so und soviel Euro weniger für Krankenschwesertn..." etc.)
Viel fallen auf solchen plumpen Mist halt rein, weil sie zu faul sind sich selbst zu informieren...

Liebe Bürgerinnen und Bürger, ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.

Omnipotent Offline

Guter Gemeindevertreter/in

Beiträge: 32

08.10.2005 14:45
#23 RE: Der Wähler - Das unbekannte Wesen ?!?! Antworten

In Antwort auf:
Naja ist eher eine gewagte These.


Dies ist eine These von Politikexperten und nicht von Poli-Tic-Experten

Sina Offline

Bundespräsident/in


Beiträge: 664

08.10.2005 16:25
#24 RE: Der Wähler - Das unbekannte Wesen ?!?! Antworten

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Lord Nikon Offline

Bundespräsident/in


Beiträge: 489

08.10.2005 20:29
#25 RE: Der Wähler - Das unbekannte Wesen ?!?! Antworten
Nun ja ich halte diese These trotzdem für gewagt. Experten hin Experten her, ich bewerte Thesen nicht danach wer sie aufgestellt hat...
Das heißt natürlich nicht, dass ich in dieser Sache uneingeschränkt Recht habe.


Liebe Bürgerinnen und Bürger, ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.

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