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Sina
Offline
Bundespräsident/in
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15.10.2005 17:27
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Nicht direkt so! Aber sorry wenns du dich verdoppelt fühlst!
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biker85
Offline
Bundespräsident/in
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15.10.2005 18:25
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Du hast sicherlich recht, was ich beschrieben habe, war eher: wie konnte Hitler an die Macht kommen. Aber wie gesagt, hätte es keinen Versailler Vertrag in dieser Heftigkeit gegeben, hätte es sehr wahrscheinlich keinen Hitler gegeben. Also kann man durchaus sagen, dass, wenn man nach dem 1. WK fair gewesen wäre, Hitler hätte verhindern können! Bei deiner Geschichtsexkursion (der Lehrer muss ja wirklich klasse gewesen sein ;-) ) zeigst du natürlich korrekt auf, dass wenn von Papen nicht so naiv gewesen wäre und Hindenburg ihn nicht ernannt hätte, alles hätte anders laufen können. Auch hätte die Wehrmachtsführung 1938/39 mäßigend bzw. verhindernd auf Hitler einwirken können, denn sie war noch die einzige unabhängige Institution und was viel wichtiger ist, Hitler brauchte sie!! Vielleicht hätte der Krieg auch verhindert werden können, wenn die Allierten wenigstens den Versailler Vertrag in Bezug auf Rüstung und Gebietsannexionen konsequent umgesetzt hätten. Weder haben sie die militärischen Beschränkungen durchgesetzt, noch das Verbot des Zusammengehens mit Österreich. Als sie dann auch noch im Münchener Abkommen den Schwanz eingezogen haben, war alles zu spät. Hitler hatte große Unterstützung aus dem Volk und hatte seinen Machtbereich bereits bedeutend ausgebaut. Spätestens dann war auch die "putsch - willige" Wehrmachtsführung isoliert, denn einen umjubelten Führer kann man schlecht stürzen! ______________________ Jedes Kind braucht einen Vater - Jeder Mensch braucht einen Traum - Jedes Land braucht eine Legende
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Havanna
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Ministerpräsident/in
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16.10.2005 16:33
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So,schreibe dann endlich mal die Antwort auf Sinas Beitrag,musste erst meine Gedanken ein bisschen sortieren.*g* Ich denke,man kann bei der Frage,ob man Hitler hätte verhindern können nicht einfach über die Grüne hinweggehen,wie es zu seinem Aufstieg kam und welche Stimmung es in der Zeit in der Gesellschaft gab.Wie in vielen Dingen,hängen alle Gründe eng miteinander zusammen.Klar,dass man dabei in einem gewissen Rahmen bleiben muss und nicht bis in die Römerzeit zurückgehen kann,aber die unmittelbare Vergangenheit muss man da denke ich schon miteinbeziehen. Ich versuch mal,meine Sicht der Dinge etwas klarer auszudrücken und die Dinge rauszustellen,die meiner Meinung nach zum Aufstieg Hitlers und seiner Machtergreifung geführt haben.Wie gesagt,ich denke,alles hängt miteinander zusammen.Versailler Vertrag, Dolchstoßlegende und Weltwirtschaftskrise: Der Versailler Vertrag degradierte das deutsche Volk mit seinen strengen Bestimmungen und den unbestimmten,aber hohen Reperationszahlungen auf ein Volk zweiter Klasse.Der gekränkte Stolz des einst so mächtigen Deutschlands,vielmehr seiner Bewohner ist denke ich verständlich und der Grund und Boden,auf dem sich der Nationalismus entwickelte.Zusammen mit der Dolchstoßlegende,die den Demokraten die Schuld an der deutschen Niederlage im Weltkrieg gab und der Weltwirtschaftskrise,die die Lebensumstände der Deutschen erheblich verschlechterte und sie zu einem großen Teil ins Elend stieß vergiftete er das politische und gesellschaftliche Klima in Deutschland,die Demokratie hatte unter solchen Bedinungen kaum Chancen,sich in den Köpfen der Menschen zu verankern. Meiner Meinung nach ist der Versailler Vertrag der Auslöser der gesellschaftlichen antidemokratischen Haltung der Deutschen zu Beginn der Weimarer Republik.Diesen Auslöser hätten die Ententemächte mit einem fairen Friedensvertrag den Boden entziehen können.Die Weltwirtschaftskrise spielte dabei eine ähnliche Rolle wie der VErtrag,war aber von niemanden zu verhindern und deshalb eine der vielen nicht beeinflussbaren Faktoren,die die Menschheitsgeschichte immer schon gelenkt haben. Papen und die Kamarillia: Hier gebe ich dir absolut recht,Sina.Die NSDAP war trotz der eben geschilderten Umstände,die sich in der Konsilidierungsphase der Republik von 1924-1929 allerdings abgeschwächt haben,in einer sehr schlechten Lage,verglichen mit früheren Ergebnissen.Dass sie dennoch 1933 an die Macht kam,lag tatsächlich bei der eigentlichen Machtergreifung an Papen,der Großindustrie und der Kamarillia,die den greisen Hindenburg überzeugten,der sich stets geweigert hatte,den "böhmischen Gefreiten" zum Kanzler zu machen.Allerdings muss man auch die Gründe dafür sehen,warum sie das getan haben.Neben dem ganz persönlichen Motiven Papens,der sich eine Rückkehr zur Macht erhoffte,spielte auch die damals wiet verbreitete Meinung,das "Chaos" der Republik müsste man mit einem Rechtsruck und einer starken Regierung begegnen,am liebsten mit einer undemokratischen.Bezeichnend,dass Papen (oder Schleicher,bin zu faul um nachzusehen) schon vor Hitlers Machtergreifung mit dem Plan eines Staatsstreichs an Hindenburg herangetreten ist,der aber abgelehnt hatte.Nur,und hier sind wir wieder beim Versailler Vertrag,wieso hatten sie alle so eine schlechte Meinung von der Demokratie?Weil sie unter den gesellschaftlichen Umständen,in denen sie entstanden ist,keine Chance hatte,sich zu etablieren.Und warum musste man auf die NSDAP zukommen,obwohl sie geschwächt war?Weil sie trotz der Verluste immer noch eine der größten Parteien war;groß geworden,weil sie eine starke Führung und eine Besserung der Lebensverhältnisse versprach und eine offene Feindseligkeit zu der verhassten Demokratie zur Schau stellte und verbreitete.Missstände und Ansichten,die wegen der Gängelung des deutschen Volkes im Versailler Vertrages entstanden und zum Teil auch durch die Dolchstoßlegende verbreitet wurden.Das soll keine Rechtfertigung für Papens Verhalten sein (auch seine Fehleinschätzung der politischen Geschicklichkeit Hitlers und seines Machthungers spielt,wie du schon geschildert hast eine große Rolle),er ist zweifellos einer der Hauptschuldigen Personen,aber ich denke,wie Nikon und auch biker schon geschildert haben,dass man die direkten Umstände wie den Versailler Vertrag,die Weltwirtschaftskrise und die antidemokratische Haltung der Deutschen zu der Zeit nicht außer acht lassen sollte und sie nicht mit der zweifelhaften Theorie,dass man die Gründe bis in die Römerzeit suchen könnte,vergleichen kann.
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biker85
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Bundespräsident/in
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16.10.2005 17:55
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Aha so bin ich das von dir doch gewöhnt, ich habe schon gedacht es kommt nichts mehr ! Nur eine kleine Korrektur: Du schreibst:
In Antwort auf:
Und warum musste man auf die NSDAP zukommen,obwohl sie geschwächt war?Weil sie trotz der Verluste immer noch eine der größten Parteien war;groß geworden,weil sie eine starke Führung und eine Besserung der Lebensverhältnisse versprach und eine offene Feindseligkeit zu der verhassten Demokratie zur Schau stellte und verbreitete.
Sie war DIE größte Partei, seit der Reichstagswahl vom 31. Juli 1932 war sie mit 37,4 % stärker als SPD und KPD zusammen! Auch bei der letzten halbwegs freien Wahl im November 1932 war die NSDAP mit Abstand die größte Fraktion, wenn auch nicht mehr so stark wie SPD und KPD zusammen! Folglich führte kaum ein Weg an der NSDAP und dabei an Hitler vorbei. _______________________ Jedes Kind braucht einen Vater - Jeder Mensch braucht einen Traum - Jedes Land braucht eine Legende
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Sina
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Bundespräsident/in
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16.10.2005 20:44
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Also man rechnet nicht KPD und SPD zusammen in derGeschichte in der Zeit, weil die KPD zu den Parteien gehört, die die Weimarer Republik nicht wollten und daher wird sie immer mit der NSDAP zusammen gerechnet. Und zusammen hatten sie 51% und damit eine Obstruktionsmehrheit ( Blockademehrheit) ".Bezeichnend,dass Papen (oder Schleicher,bin zu faul um nachzusehen) schon vor Hitlers Machtergreifung mit dem Plan eines Staatsstreichs an Hindenburg herangetreten ist,der aber abgelehnt hatte." Schleichter hatte Staatstreichpläne ebenso wie Papen. Im Prinzip ging es darum den Reichstag aufzulösen und keine Neuwahlen anzusetzen. Und die NSDAP nahm man damals bei der Regierungsbildung mit ins Boot, weil sie beliebt war vorallem eben Hitler und man damit die Bevölkerung etwas ruhig stellen wollte.
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Havanna
Offline
Ministerpräsident/in
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16.10.2005 23:30
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@biker:War mir nicht mehr ganz sicher und zu faul nachzuschauen,da hab ichs diplomatisch formuliert.
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biker85
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Bundespräsident/in
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17.10.2005 11:31
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Sina, ob "man" das macht oder nicht, ist mir gleichgültig, denn ich bin nicht "man"! Ich habe sie deswegen zusammengezählt, weil diese beiden Parteien die nächst stärkeren Parteien nach der NSDAP waren. Um die "Stärke" der Nazis zu zeigen, habe ich das gemacht. Dass die SPD und die KPD keine gleichen Ziele hatten oder als vergleichbar galten, weiß ich sehr wohl!! Ich hatte zwar keinen Geschichte LK, aber ich behaupte einfach mal, dass ich mehr weiß als manche LK'ler (wenn auch nicht hier im Forum ;-) ) _____________________ Jedes Kind braucht einen Vater - Jeder Mensch braucht einen Traum - Jedes Land braucht eine Legende
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Sina
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Bundespräsident/in
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17.10.2005 14:18
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Es schlägt gegen alle Geschichtsgeflogen heute KDP und SPD zusammenzuzählen. Und es ist auch inhaltlich nicht vertretbar. Wenn du meinst das du wohl mehr weisst als mancher Lk ler dann bitte... finde es nur recht arrogant und eingebildet. Und auch ehrlich gesagt ziemlich kindisch zu sagen hey ich weiss doch mehr als ihr.
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Lord Nikon
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Bundespräsident/in
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17.10.2005 14:38
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biker hat doch erklärt wie er es meint...
Liebe Bürgerinnen und Bürger, ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.
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biker85
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Bundespräsident/in
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17.10.2005 16:59
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1. Ich habe nicht behauptet, dass ich mehr weiß als ihr, ich habe euch sogar ausdrücklich ausgenommen (kannst du nachlesen!). 2. Hast du behauptet, dass "man" das nicht macht. Wie ich geschrieben habe, interessiert mich das aber wenig, ob "man" das macht, denn ich habe, wie Lord Nikon es offenbar verstanden und beschrieben hat, erklärt, warum ich das gemacht habe. Wenn du mich dafür weiter angreifen willst, bitte, ich habe damit kein Problem! Nur hätte ich nicht gedacht, dass du dich an solch oberflächigen Sachen aufhälst, anstatt zu versuchen mich zu verstehen. ___________________ Jedes Kind braucht einen Vater - Jeder Mensch braucht einen Traum - Jedes Land braucht eine Legende
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Dass Hitler an die Macht kam war keineswegs unvermeidlich ... zu sehr vielen Gelegenheiten hätte sich das verhindern lassen können. Ich zähle einige auf, jede einzelne davon hätte ausreichen können, um Hitler von der Macht fernzuhalten: 1. Bei der Novemberrevolution 1918 hätte sich die SPD klar auf die Seite der Revolution, der Räte und der USPD schlagen sollen und eine demokratische Räterepublik unterstützen sollen, die dann die alten Mächte in Militär, Verwaltung und Wirtschaft entmachtet und enteignet hätte. In diesem Falle wäre kein antirepublikanisch-rechtsextremer "Staat im Staate" entstanden, der später Hitler an die Macht brachte. Risiko: Ein blutiger Bürgerkrieg zwischen Monarchisten und Sozialisten mit ungewissen Ausgang hätte die Folge sein können, oder auch eine Linksdiktatur nach bolschewistischem Vorbild. Nicht zwangsläufig eine bessere Perspektive. 2. Die Weimarer Koalition aus SPD, Zentrum und DDP hätte 1919 bei der Erarbeitung der Weimarer Verfassung weniger Missbrauchsmöglichkeiten zulassen müssen. Kein Artikel 48 für den Reichspräsidenten (Ermächtigungsgesetze), insgesamt weniger Macht beim Präsidenten, mehr "Checks and Balances", Verbotsmöglichkeiten für anti-republikanische Parteien und Verbände, etc. pp. Ohne die Machtfülle für den Präsidenten und den Artikel 48 wären die Präsidialkabinette und somit auch Hitlers Ernennung zum Kanzler nicht möglich gewesen.
3. Die Alliierten hätten Deutschland beim Versailler Vertrag weniger hart bestrafen müssen, sondern auf eine Stabilisierung der jungen deutschen Demokratie setzen müssen. Die harten Reparationen, sowie die Ruhrbesetzung, schürte maßgeblich die republikfeindliche Propaganda, ohne die das Vertrauen in die Republik nicht dermaßen hätte zerstört werden können.
4. Bei der Reichspräsidentenwahl 1925 hätte die KPD nicht an ihrem Kandidaten Thälmann festhalten sollen, sondern den demokratischen Kandidaten Wilhelm Marx (Zentrum), der von SPD, Zentrum und DDP unterstützt wurde, ebenfalls unterstützen sollen. Dann hätte aller Wahrscheinlichkeit nach Marx die Präsidentenwahl gewonnen und nicht der Altmonarchist Hindenburg -- der republikfeindlich und monarchistisch war. Ohne seinen Sieg 1925 wäre er wahrscheinlich auch 1932 nicht angetreten und hätte Hitler nicht zum Kanzler ernnennen können. Hätte die KPD die Republik unterstützt, wäre Hitler höchstwahrscheinlich nicht an die Macht gekommen.
5. Es hätte Kartellgesetze gegen zuviel Medienmacht in einer Hand geben müssen: Der republikfeindliche, ultrarechte Medienunternehmer Hugenberg besaß etwa die Hälfte aller in Deutschland veröffentlichten Zeitungen und war an weiteren beteiligt. In diesen ließ er republikfeindliche Pamphlete veröffentlichen und "schrieb Hitler an die Macht". Ohne ihn wäre die NSDAP mit einiger Wahrscheinlichkeit außerhalb der öffentlichen Wahrnehmung, und damit eine Splitterpartei verblieben.
6. Die bürgerlichen Parteien, insbesondere das Zentrum, hätten 1933 dem Beispiel der SPD folgen und gegen Hitlers Ermächtigungsgesetz stimmen müssen. Die Grundrechte wären dann formell nicht außer Kraft gesetzt worden. Ob dieser Schritt zu diesem Zeitpunkt noch gereicht hätte, bzw. ob die Nazis einfach einen späteren Zeitpunkt gewählt oder einen Staatsstreich begangen hätten, ist aber ungewiss.
7. Als Hitler den Versailler Vertrag nach 1935 brach, indem er illegal aufrüstete und das Rheinland remilitarisierte, hätten die Alliierten einmarschieren müssen. Zu diesem Zeitpunkt war die Rüstung des Deutschen Reichs noch nicht so weit fortgeschritten, dass es einen ernsthaften Gegner für Frankreich und England dargestellt hätte. Der Zweite Weltkrieg und der Massenmord an den Juden wäre damit verhindert worden. ------------------------------------ einerseits ... aber andererseits ...
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biker85
Offline
Bundespräsident/in
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28.10.2005 12:25
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Glückwunsch, sehr gelungene Auflistung von Möglichkeiten, den Aufstieg Hitlers zu verhindern! ____________________ Jedes Kind braucht einen Vater - Jeder Mensch braucht einen Traum - Jedes Land braucht eine Legende
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Lord Nikon
Offline
Bundespräsident/in
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28.10.2005 12:31
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Ja, da schließe ich mich an, vor allem Punkt 4 ist gut...
Ich stimme nicht notwendiger Weise mit allem überein, was ich sage. (Marshall McLuhan, 1911, kanadischer Lehrer)
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seehund
Offline
Kreistagsabgeordnete/r
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01.12.2005 22:08
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Hab das jetzt etwas flüchtig überflogen... Musste im Prinzip zu diesem Thema eine Seminararbeit schreiben. Eigentlich ist ja alles schon gesagt worden was dazu beigetragen hat. Was noch dazu kommt ist, dass der Mittelstand in der Weimarer Republik total wegbrach, warum auch immer, da sind ja die meistens zu den rechten Parteien und dabei auch zur NSDAP gewandert. Und das waren nicht wirklich wenige. Hätten da die liberalen Parteien möglicherweise gegen gesteuert... Mal Außenpolitisch gesehn, es gab ja auch einige in den USA die wussten, da sie informiert wurden, dass sich da in Deutschland was anbant. War ihnen aber wiederrum Recht um ihre Wirtschafts wieder hoch zubekommen - schon perverse Sache. Insofern haben die sogar mit einem Krieg spekuliert, dass dieser solche Ausmaßen an nehmen würde - haben die wahrscheinlich nicht bedacht.
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